Zusammen mit meinem Mann bin ich Pächterin eines Dorf-Reviers mit einem größeren Feldanteil.
Das Revier kennen wir schon seit Mitte der 80iger Jahre, wo wir es schon als junge bestätigte Jagdaufseher pflegen und bejagen durften. Inzwischen haben wir uns mehrfach weitergebildet und nach abgelegter Prüfung sind wir vom Deutschen Wildschutzverband zu Wildschutzmeistern ernannt worden.

Unser Revier ist ca. 580 ha groß und es ist umgeben von vielen Wiesenauen, schönen Wiesentälern, die mit Bächen und Hecken durchzogen sind. Sie machen ca. 180-200 ha der Fläche des Revieres aus. In westlicher Richtung angegliedert sind etwa 100 ha Weinberge. Von dort haben wir einen wunderschönen Blick auf den Pfälzer Wald. Besonders in der Abenddämmerung ist es wunderschön die Silhouette des Pfälzer Waldes in Anblick zu haben, weil dort die Sonne untergeht. Wenn dann noch spät abends die Wildenten am Hochsitz vorbei zum See im Naturschutzgebiet streichen, dann ist das schon ein gigantisches Gefühl…

Der Rest des Reviers besteht aus reinem Feld.
Mit uns jagen unser jüngster Sohn und dessen Schulkamerad, der gerade sein Studium in Umwelt u. Naturwissenschaften abschließt. Die beiden haben gemeinsam vor zwei Jahren am Ende einer einjährigen Ausbildung die Jägerprüfung abgelegt und mein Mann und ich waren als Mentoren für die Kreisgruppe für ihre praktische Ausbildung zuständig. In unserem Revier haben wir schon im Laufe der Zeit so manchen Jungjäger erfolgreich ausgebildet.
Ein weiterer Begehungsscheininhaber ist ein Jagdfreund, in dessen benachbartem Schwarzwildrevier wir auch schon das ein oder andere Wildschwein erlegen konnten. Ferner haben wir noch einen bestätigten Jagdaufseher, der uns unter die Arme greift.

Selbstverständlich sind auch vierbeinige Jagdfreunde mit dabei. Unser Dachsbrackenrüde sorgt dafür, dass wir keine Sorge haben müssen erlegtes Wild nicht aufzufinden. Er hat neben der Brauchbarkeitsprüfung auch die GP und wird in den umliegenden Revieren bei Bedarf gerufen. Weiter unterstützen uns noch eine Weinmaraner- und eine Drahthaar-Hündin in der Feldarbeit und bald wieder eine DL-Hündin oder eine Bracco Italiano? Mal sehen, was es wird…

Ich habe mich von Beginn meiner jagdlichen Tätigkeit an vor 35 Jahren, mit Habitatverbesserungen im Niederwildrevier beschäftigt. In den Jahren 1988 und 1989 haben wir in unserem jetzigen Revier in Zusammenarbeit mit dem Landesjagdverband größere Feldholzinseln angelegt und unzählige Bäume und Sträucher angepflanzt, Größe jeweils ca. 3 ha, die sich mittlerweile zu einem Eldorado für die Tiere entwickelt haben. Zwei davon wurden inzwischen als FFH Fauna-Flora-Habitate, EU-anerkannte Vogelschutzgebiete ausgewiesen. Diese EU-Richtlinie wurde erst im Jahr 1992 verabschiedet. Bereits 1988 u. 1989 haben wir also schon mit eigenen finanziellen Mitteln und viel Arbeit unterstützt von Jagdfreunden Grundlagen hierfür geschaffen. Auch Blühstreifen auf bewachsenen Feldwegen wurden damals schon in Form von Hasen-Bio von uns angelegt.

Die Vielfalt der Tierarten in unserem Niederwildrevier ist immer wieder schön anzusehen:
Rehe, Feldhasen, Kaninchen, Fasanen, Rebhühner, Nilgänse, Kanadagänse, Stockenten, Krickenten, Rabenkrähen, Dohlen, Elstern, Eichelhäher, Ringeltauben, Turteltauben, Türkentauben, Nutria, Bisam, Füchse, Dachse, Marder, Wiesel, Greifvögel wie Baumfalke, Turmfalke, Roter Milan, Schwarzer Milan, Rohrweihe, Mäusebussard, Habicht, Weißstörche, Graureiher, Seidenreiher, Kraniche, Kiebitze, Kuckuck, Feldlerchen und viele Sing-Vögel tummeln sich hier, ohne dass das eine vollständige Aufzählung ist. Von Insekten ganz zu schweigen, man muss nur einmal in die angelegten Blühflächen schauen, wo übrigens auch der ein oder andere Bienenkasten unserer ortsansässigen Imker steht.

Wir sind ständig betrebt, durch weitere kleinere und größere Blühflächen-Anlagen im ganzen Revier verteilt, durch Futtereinrichtungen für Hasen, Rebhühner und Fasanen im Winter (wenn die Feldflur vollkommen und vollständig abgeräumt ist !), die Lebensgrundlage der Wildtiere nachhaltig zu verbessern. Nach vorheriger Genehmigung haben wir auch Wildwarnreflektoren angebracht, die die Unfallzahlen vom Beginn der Pachtzeit mit Rehwild stark senken konnten.

Vom Greening-Programm, an dem sich Landwirte ab 2015 in Rheinland-Pfalz beteiligen können, profitiert auch unser Revier. Viele Bauern haben in diesem Jahr 5-jährige Blühflächen angelegt.

Zu unseren Landwirten haben wir ein gutes Verhältnis und haben auch für ihre Nöte Verständnis, was sich deutlich auf die Zusammenarbeit auswirkt. Wir bitten sie jedes Jahr Ende Sommer darum, doch die ein oder andere Getreide-Stoppel oder das Spargelkraut auf dem Acker bis ins Frühjahr stehen zu lassen, damit für es für Rebhühner und Fasanen leichter ist über den Winter zu kommen. Im Großen und Ganzen kommen sie (wenn es sich einrichten lässt) diesen Bitten nach.
Wir können mittlerweile durch regelmässige Taxationen gut erkennen, dass unsere vielfältigen Maßnahmen Erfolg haben und wir einen guten Besatzzuwachs bei fast allen Wildarten feststellen können.

Eines lässt sich aber über die ganzen Jahre erkennen und dokumentieren:
Habitatverbesserungen haben nur zusammen mit Prädatoren-Bejagung Erfolg. Alle Habitatverbesserungen wären ohne Nachhaltigkeit, wenn die übergroße Fuchspopulation (durch die Immunisierung gegen Tollwut durch Menschen gemacht) bei den neu angelegten Habitatflächen im zu großen Maß häuslich einrichten und Tabula rasa machen würde. Deshalb ist die Reduzierung von Prädatoren ein MUSS in einem Niederwildrevier.

Eine weitere, von uns gerne übernommene Aufgabe ist es, Schulkinder naturkundlich zu schulen und im Revier Exkursionen durchzuführen; hier bekommen wir zur Zeit viele Anfragen.
Die Kinder und auch ihre Eltern sind äußerst interessiert und wissbegierig was Wildtiere und Natur betrifft. Wenn es dann noch zum Abschluss einer Exkursion „Wildburger“ vom Grill gibt, dann leuchten nicht nur Kinderaugen.

 

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