Ganz allgemein versteht man unter Verbiss das „Abbeißen von Knospen und Trieben an jungen Pflanzen“.

Aus forstwirtschaftlicher Sicht findet eine grobe Einteilung statt in:

1. Totalausfall der Pflanze Das kann durch Verbissschäden in einem Ausmaß, welches voraussichtlich zum Absterben der Pflanze führt, geschehen. Weil z.B. das Rehwild bestimmte Baumarten bevorzugt, kann dies in Folge zu einer „Entmischung“ des Waldes führen.

2. Leittriebverbiss (und Verbiss im oberen Drittel der Pflanze) der voraussichtlich nicht zum Absterben der Pflanze führt. Es wird aber davon ausgegangen, dass die Pflanze in ihrem Wachstum in der Regel um ein Jahr zurückgeworfen wird. Hierbei handelt es sich um einen rein finanziellen Schaden, da diese Bäume länger gepflegt werden müssen bzw. durch Zwieselbildung (bei Verbiss des Leittriebes übernehmen Seitentriebe die „Führung“) nicht mehr der optimale Verkaufspreis erzielt werden kann.

Ein Verbiss im unteren Pflanzenbereich bleibt außer Betracht. Bewertet werden auch nur Baumarten mit einem Anteil von mehr als 5% am Gesamtbestand, sogenannte Hauptbaumarten.
Das Rehwild wird daher häufig als „forstwirtschaftlicher Schädling“ dargestellt, da es da Knospenfresser (Konzentratselektierer) als Hauptverantwortlicher für Verbissschäden gilt.
Verbiss kann aber nicht nur durch Rehwild entstehen, sondern prinzipiell durch alle wiederkäuenden Schalenwildarten sowie durch Hase oder Kaninchen.

Wie kommt es aber nun zu Verbissschäden?
Normalerweise sind die Zweige, Knospen und Blätter der Waldbäume ein normaler Bestandteil der Nahrung von pflanzenfressenden Wildarten.
Allerdings können eine ganze Reihe zusätzlicher Faktoren Verbissschäden begünstigen. Hierbei sind hauptsächlich die Einflüsse des Menschen durch Jagd, Waldbau und touristische Aktivitäten zu betrachten.

Jagd
Ein überhöhter Wildbestand wirkt sich negativ aus
Waldbau
Der Verbissdruck auf Verjüngungen hängt nicht allein von der Wilddichte, sondern auch vom nutzbaren Äsungsangebot ab. Das Äsungsangebot wird wesentlich vom Waldaufbau bestimmt. Äsungs- und Verbissflächen innerhalb des Waldes fehlen oder werden oft bei der Gestaltung nicht berücksichtigt.
Tourismus
Freizeit- und Tourismusaktivitäten beeinflussen ebenfalls die Nutzbarkeit des Äsungsangebots. Aktivitäten bis in die Dunkelheit herein machen es dem Wild unmöglich ohne Störung die Äsungsflächen aufzusuchen. Auch ausgewiesene Wildruhezonen werden oft nicht beachtet. Manche der Freizeitaktivitäten werden bis tief in den Wald hinein ausgedehnt (z. B.Geocaching).

Möglichkeiten zur Vermeidung oder Reduktion von Verbissschäden

Neben einer vermehrten Bejagung in den Verjüngungen des Waldes sollte für ausreichend Ruhezonen und Äsungsangebot gesorgt werden. Dafür sollte in anderen Teilen weitestgehend Jagdruhe herrschen. Dies sollte natürlich auch für Tourismus- und Freizeitaktivitäten abseits der Waldwege gelten. Wildäcker sollten angelegt werden um Ausweichmöglichkeiten zu liefern. Auch eine Besucherlenkung in stark frequentierten Gebieten kann die Situation entschärfen.

sh.auch
http://wildeswissen.de/2015/08/21/jagdschaden-und-wildschaden/
http://wildeswissen.de/2015/08/24/pirschzeichen/

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