20VDF, DFO, ODF oder verbandslos – derzeit gibt es etwa 2000 aktive Falkner in Deutschland, die eine alte Tradition am Leben erhalten.

Doch heute umfasst Falknerei weit mehr als die Jagd mit dem Vogel. Viele Falknerverbände und verbandslose Falkner engagieren sich für den Schutz und Arterhalt von Greifen. Dazu gehören die Pflege verletzter Tiere, sowie Nachzuchtprojekte und Auswilderung.

Fragen zu Falknern im Artenschutz beantworteten uns Sandra Karthäuser (ODF) und Ralf Karthäuser (Bundesvorsitzender des ODF).

IMG_7356Welche Rolle und welchen Stellenwert nimmt die falknerische Arbeit im Schutz von Greifvögeln ein?

Für den Schutz der Greifvögel in Deutschland nehmen die Falkner eine sehr große Rolle ein. Falkner waren z. B. die ersten, die es geschafft haben, Greifvögel in Gefangenschaft nachzuzüchten. Dadurch war es überhaupt möglich, den durch Pestizide bedrohten Wanderfalkenbestand (und auch Uhu) in Deutschland zu erhalten.

Gibt es Förderung durch Staat, Vereine oder Verbände für Programme wie Erhaltungszuchten oder Pflege und Auswilderung verletzter Tiere?

Für die Erhaltung der Wanderfalken und Uhus gab es staatlich geförderte Programme. Auch gibt es staatlich finanzierte Greifvogelauffangstationen und verschiedene Nist- und Biotopverbesserungsprojekte, die staatlich unterstützt werden. Die privaten Falkner pflegen verletzte Greifvögel ehrenamtlich und unentgeltlich. In aller Regel sind die privaten Falkner rund um die Uhr erreichbar und sind jederzeit bereit, einen verletzten Vogel aufzunehmen. Viele Falkner sind bei Polizei und Feuerwehr bekannt und werden benachrichtigt, wenn ein Vogel in Not ist. Die staatlichen Auffangstationen sind oftmals leider nur während der geregelten Öffnungszeiten  erreichbar.

IMG_6385Wie viele Greife werden jährlich etwa von Falknern gepflegt? Ist eine Altersgruppe besonders häufig betroffen?

Leider gibt es keine offiziellen Statistiken, aber die Falknerverbände sind momentan dabei, diese zu eruieren. Man kann davon ausgehen, dass im Jahr mehrere hundert Greifvögel durch Falkner ehrenamtlich aufgenommen, gepflegt und wieder ausgewildert werden. Besonders betroffen sind Jungvögel, die sich aufgrund ihrer Unerfahrenheit verletzen und Greifvögel in der nahrungsarmen Zeit (strenge, schneereiche Winter).

Wieweit stellen junge Greife, die das Jagen noch nicht gelernt haben, besondere Anforderungen für eine gelungene Auswilderung? Wäre eine Auswilderung dieser Tiere ohne Falkner überhaupt erfolgreich möglich?

46Es reicht nicht aus, einen verletzten jungen Greifvogel gesund zu pflegen. Die jungen Greifvögel (insbesondere gefundene Nest- und Ästlinge) müssen das Jagen erlernen, um in der freien Natur überleben zu können. Dabei darf der Vogel jedoch nie die natürliche Scheu vor dem Menschen verlieren. Dies ist eine besondere Herausforderung für eine erfogreiche Wiederauswilderung, die sehr viel Zeit und fachliche Kompetenz abverlangt. Ohne Falkner wären die staatlichen Auffangstationen aufgrund der Masse sicherlich maximal überfordert.

IMG_7544Welche allgemeinen Ansätze für den Schutz von Greifvogelpopulationen werden verfolgt?

Die organisierten Falkner betreiben Öffentlichkeitsarbeit auf Messen, in Schulen und Kindergärten, auf ländlichen Veranstaltungen (Dorffeste), auf Veranstaltungen der Hegeringe usw., um die breite Öffentlichkeit, aber auch die Revierinhaber und Jäger für den Greifvogelschutz zu sensibilisieren. Wir betreiben Aufklärungsarbeit über die verschiendenen Verhaltensweisen und Lebensräume der jeweiligen besonderen Greifvögel (Rotmilan, Weihen, etc).

Woran erkennt der Laie einen hilfsbedürftigen Greif?

Das erste Indiz für einen hilfsbedürftigen Greif ist das Fehlen eines natürlichen Fluchtverhaltens. Ein gesunder Greifvogel flüchtet in der Regel beim Herantreten des Menschen. Eine Besonderheit stellt sicherlich die Zeit des Ausfliegens junger Greife und Eulen dar, wo sich die jungen Vögel oftmals in Bodennähe aufhalten und kein schnelles Fluchtverhalten zeigen. Dann sollte man versuchen, den Vogel aus einem entfernten Versteck heraus zu beobachten oder nach einer gewissen Zeit nochmals nach ihm zu schauen. Oftmals werden diese vermeintlich hilfsbedürftigen Vögel noch von ihren Eltern versorgt. Im Zweifelsfall sollte man einen ortsansässigen Falkner fragen.

Gibt es direkte Kontaktstellen, an die man sich in einem solchen Fall wenden kann?

Es gibt in Deutschland 3 Falknerverbände, die flächendeckend organisiert sind und an die man sich wenden kann:

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Auf den jeweiligen Internetseiten der Verbände sind die regionalen Ansprechpartner mit Telefonnummern hinterlegt. Die Vorsitzenden der Landesverbände helfen sicher gerne weiter und benennen einen Kontakt zum ortsansässigen Falkner.

Wie verhält sich der Finder am besten?

Bitte schnellstmögliche Kontaktaufnahme mit irgendeinem Fachkundigen, da es aufgrund des hohen Stoffwechsels bei einem Greifvogel um wenige Stunden geht, die über Leben und Tod entscheiden. Bitte keine Experimente bei der Futtergabe (hier haben wir leider schon die schlimmsten Erfahrungen machen müssen). Wenn der Vogel aufgenommen wurde, diesen bitte dunkel und warm (Zimmertemperatur) stellen – am besten in einem Karton mit Belüftungslöchern.

http://www.nw-news.de/owl/kreis_guetersloh/guetersloh/guetersloh/11229438_Polizei_rettet_Wespenbussard.html

Wir danken dem Verband deutscher Falkner für das Bildmaterial.

 

 

 

Foto ©La Liana / pixelio.de

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