Das Murmeltier gehört, genauso wie der Biber oder die Bisamratte zu den Nagetieren. Ursprünglich entwickelten sich Murmeltiere seit dem Miozän, also vor 23,03 bis vor 5,33 Millionen Jahren in Nordamerika. Ihnen gelang mehrmals der Übergang nach Eurasien, zuletzt im Pleistozän (vor 1,8 Millionen bis vor 11.500 Jahren).

Das Alpen-Murmeltier ist bei uns in den Alpen heimisch. Fast jeder Wanderer, der in den Bergen unterwegs ist, hat es schon einmal gesehen.
Je nach Region hat es unterschiedliche Namen: In Bayern heißt es Mankei, im Allgäu Murmele, in der Schweiz Murmeli und in Frankreich Marmotte. Die Römer sprachen damals von der sog. Alpenmaus (siehe Plinius „lebt in den Löchern und pfeift wie eine Maus“). Nur selten kommt es in anderen europäischen Gebirgen (z.B. Pyrenäen) vor.

415338_original_R_by_Eugen Haug_pixelio.deMurmeltiere leben auf den tiefgründigen Almen und Weiden des Gebirges, wo sie ihre weitläufigen Baue anlegen können, meist zwischen 900 und 2700 Meter Höhe. Dabei werden die sonnigen Südhänge bevorzugt. Das Verbreitungsgebiet der etwa 14 Arten ist relativ geschlossen von Osteuropa über Nord- und Zentralasien bis Ostsibirien und Xinjiang. In Mitteleuropa gibt es nur in den Alpen, den Karpaten und der Hohen Tatra wildlebende Murmeltiere. In Nordamerika leben die meisten Arten in subarktischen Breiten Kanadas. Alle Murmeltiere leben in gemäßigten und arktischen Breiten der Nordhalbkugel und fehlen in wärmeren Regionen.
Murmeltiere besitzen einen gedrungenen Körperbau und eine Körperlänge von ca. 50 cm, zzgl. seines ca. 15 cm langen Schwanzes, es ist gut 8 kg schwer. Der kurze, braune Schwanz ist buschig behaart mit einem schwarzen Farbtupfer am Ende. Der Pelz des Murmeltiers ist dicht und grau, manchmal bräunlich in unterschiedliche Farbvarianten.
Die Backen der Murmeltiere sind im Vergleich zu anderen Hörnchen stark zurückgebildet bzw. kaum vorhanden.
Seine Vorderpfoten sind kräftig und mit langen Krallen besetzt, sie wirken wie kleine unbehaarte Hände. Die Vorderpfoten besitzen 4, die Hinterpfoten 5 Zehen. Der Hals ist sehr kurz, die kleinen Ohren liegen dicht am Fell. Es besitzt 4 große Nagezähne. Wie bei fast allen Nagetieren wachsen die Nagezähne das ganze Leben über nach. Sein Gang ist eher watschelnd und, außer bei der Flucht in den Bau, nicht sehr schnell.

Die Geschlechter sind nur schwer zu unterscheiden, meist sind die Männchen leicht dunkler gefärbt. Die Männchen werden als „Bär“, die Weibchen als „Katze“ und die Jungen als „Affen“ bezeichnet.

Das Murmeltier besitzt ein sehr gutes Sehvermögen, das Gehör ist sehr empfindlich, nur der Geruchssinn ist eher schwach ausgeprägt. An den Wangen besitzen Murmeltiere Drüsen, mit deren Ausscheidungen Artgenossen erkannt und Kolonien abgegrenzt werden. Auch im Analbereich sitzen Drüsen, die sogenannten Analdrüsen, welche bei Gefahr vorgestreckt werden können.
In seiner typischen Haltung sitzt es auf den Hinterpfoten und der Schwanz ist ausgestreckt. Dies ist die typische Fress- und Beobachtungshaltung. Dieses „Männchen-machen“ ist eine Eigenschaft der gesamten Hörnchenfamilie und man kann es z.B. auch gut bei Eichhörnchen oder Ziesel beobachten. Murmeltiere sind an Kälte angepasst.

Im Spätsommer beginnen die Murmeltiere „Heu zu machen“. Dazu werden Gräser knapp über der Wurzel abgebissen und in der Sonne trocknen gelassen. Das Heu wird dann in den Bau gebracht und dort zum Ausbau der Nester verwendet. Eine einzige Familie lagert ca. 10 kg Heu ein. Nach Ende des Winterschlafes wird das ganze Heu wieder heraustransportiert und die Baue gesäubert. Bis zu 15 Murmeltiere überwintern darin gemeinsam. Die Luftöffnungen werden fast vollständig mit Zapfen aus Erde und Gestein verschlossen. Diese „Zapfen“ zum Verschluss der Baue sind lebensnotwendig, fallen doch die Murmeltiere im Winterschlaf in eine Art „Winterstarre“ und würden schnell von Mäusen etc. angeknabbert werden.

Murmeltiere sind gesellig und leben in Kolonien. Sie haben ein hohes Berührungsbedürfnis und liegen oft lange aneinandergeschmiegt in der Sonne oder sie stehen sehr dicht beisammen und reiben die Nasen aneinander. Besonders bei der Begrüßung wird der Duft aus Drüsen an den Backen dabei ausgetauscht.
In jeder Kolonie leben mehrere Familien. Ihre weitläufigen Baue reichen viele Meter tief in den Berghang hinein. Sie bauen einige „tote“ Gänge die zu Toiletten umgebaut werden. Viele Gänge dienen auch als Fluchtwege bei Angriffen. Die Erde wird dabei mit den Vorderpfoten gelockert und mit den Hinterpfoten fortgeschleudert. Nicht selten sieht man kleine Erdansammlungen und Steine aus den Bauen fliegen. Steine werden mit den Zähnen gelöst und dann herausgetragen.
Große Baue entstehen über Generationen, da Murmeltiere sehr standorttreue Tiere sind.

Die Kolonien werden gegen fremde Murmeltiere rigoros verteidigt. Die Abgrenzung erfolgt durch Duftstoffe und akustisch durch Pfiffe. Verlassen die Eindringlinge nicht umgehend die Kolonie werden sie weggebissen.
Kämpfe zwischen Murmeltieren werden in aufrechter Position ausgetragen, dabei werfen sich die Murmeltiere gegenseitig um. Je nach Aggressivität kann es auch zu Bissverletzungen kommen.
Die Paarung erfolgt nach dem Erwachen aus dem Winterschlaf, meist im Mai bis Juni.
Eine möglichst frühe Paarung ist wichtig, damit die jungen Murmeltiere noch genug Zeit haben, sich ausreichend Winterspeck für ihren ersten Winterschlaf anzufressen.
Man kann die typischen Paarungsrituale auf den Wiesen beobachten, die Paarung allerdings findet in den Kesseln der Winterbaue statt.
Über Brunftdrüsen am After wird eine evtl. sexuelle Bereitschaft signalisiert. Die Männchen vollziehen Scheinkämpfe mit trommelnden Pfoten und „Ringkämpfe“. Nach der Paarung ziehen die Männchen in Ausweichbaue. Die Tragezeit der Weibchen liegt bei 5 Wochen, bis zu 7 blinde, etwa 30 g schwere Murmeltiere werden in einem Wurf geboren. Nach wenigen Wochen öffnen sie die Augen und die Zähne brechen durch. Nach 1 -–2 Monaten verlassen die jungen Murmeltiere die Baue und spielen in der Sonne. Zum ersten Winter haben sie etwa die Hälfte des Gewichts ausgewachsener Murmeltiere erreicht. Während des ersten Winterschlafs stirbt rund ein Drittel der einjährigen Murmeltiere. Erst nach 2 Jahren sind die kleinen Murmeltiere ausgewachsen und geschlechtsreif. Deshalb tragen die Weibchen nur alle 2 Jahre Junge aus.
Durch den Schutz der Kolonie können Murmeltiere bis zu 15 Jahre alt werden.
Das Murmeltier ernährt sich in erster Linie von Pflanzen wie Klee, Ampfer, Krokusse, Nesseln und Glockblumen z.B., aber auch von Insekten, Käfer, Heuschrecken, Regenwürmer und Vogeleier. Es benötigt pro Tag etwa 1,2 kg Grünmasse.
Als Feinde des Murmeltieres kennen wir den Steinadler, Fuchs, Kolkraben, Uhu, streundende Hunde; es warnt die Artgenossen durch Pfiffe. Je nachdem, ob die Gefahr aus der Luft kommt oder vom Boden, sind diese sehr unterschiedlich in Länge und Lautstärke.

Die meisten Murmeltiere fallen aber dem Winter zum Opfer. Haben sie nicht genug Winterspeck anfressen können oder sind zu oft „geweckt“ worden, sinken ihre Überlebenschancen rapide. Besonders gefährlich sind schneearme aber strenge Winter, da dann die isolierende Schneeschicht fehlt und mehr Energie für die Körperwärme aufgewendet werden muss.
Murmelfleisch wurde früher häufig in der Küche verwendet. Auch wenn dies heute selten geworden ist, finden sich im Internet eine Reihe von Rezepten. Murmeltierfleisch ist sehr zu empfehlen, gut zubereitet ist es eine Delikatesse.

Ausgelassenes Murmeltierfett wurde früher und wird auch heute noch als Heilmittel eingesetzt. Insbesondere der hohe Vitamin D-Gehalt und diverse Fettsäuren machten es wertvoll. Auch zu Einreibungen bei Rheumaleiden wurde lange Jahre „Murmeltiersalbe“ eingesetzt. Es wird gegen Brust- und Lungenleiden, Magenbeschwerden als auch gegen Gelenk- und Nervenschmerzen oder zur Herstellung durchblutungsfördernder Salben verwendet.

Bildrechte: EugenHaug/pixelio.de

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