Manche lieben sie und manche hassen sie, die Krähen, welche trotz ihres rauen Krächzen zu den Singvögeln gehören.

Für den Jäger sind sie im Grunde Räuber und ein jeder Niederwild-Revierinhaber ist froh wenn er nicht all zu viele davon in seinem Gebiet hat.

Doch man muss auch die andere Seite sehen. Neben Nesträuber ist die Krähe die Müllabfuhr der Natur und das ist zumindest ein Grund diese Vögel zu schätzen. Außerdem haben sie ein außergewöhnliches und interessantes Sozialverhalten.

13495153_1031749400223576_8764436755125183582_nLaut krächzend sitzen sie in Bäumen und gehen grade in der Brutzeit vielen Bewohnern auf den Geist. Nähert man sich bewusst oder unbewusst der Brutstätte, geht das Theater schon los.
Und genau so fand ich zwei junge Dohlen die aus dem Nest gefallen waren. Nun nimmt man nicht einfach zwei Vögel mit, sondern entfernt sich zunächst und schaut ob sich die Eltern nicht doch um ihre Nachkommen kümmern. Dann wäre jede Hilfe kontraproduktiv. Nach zwei Stunden Beobachtung, Fehlanzeige.

Behutsam nahm ich beide Dohlen und setzte sie zunächst in einen großen Karton. Ein Handtuch halb darüber, dass es keinen Hitzestau gibt und doch etwas dunkel ist, Nun war guter Rat teuer, was und wie gibt man denen? Ich erinnerte mich an meine Kindheit in der ich das Glück hatte eine Bergdohle mein eignen nennen zu dürfen und schritt zur Tat.

13537508_1031749380223578_2612391165466617726_nVom letzten Reh hatte ich noch Reste, die ich klein schnitt und in Wasser etwas an-löste und es den beiden mit Pinzette anbot. Eine der beiden hatte wohl schon Bekanntschaft mit einer Katze gemacht und saß teilnahmslos in der Ecke. Die andere, wesentlich agiler, riss sofort den Schnabel auf und genoss das Rohfleisch.
Als Jäger hatte ich es besser wissen sollen und der lethargischen Krähe ein Ende bereiten sollen.
Falsche Tierliebe, kommt auch bei uns mal durch. Doch im Beisein meiner Tochter, wollte ich nicht tun, was getan werden musste, so wartete ich, bis sie im Bett war. Am nächsten Morgen hatten wir selbstverständlich ein Staatsbegräbnis mit allem drum und dran….. mit der Erkenntnis, nicht alles was gerettet wird, kann auch gerettet werden.

13495095_1031749180223598_2759089759447426300_nDer Karton wurde zu stetigen Behausung unsere neuen Mitbewohnerin und das Füttern klappt immer besser, was dem Vogel auch anzusehen war. Meine Tochter gab alles, um es der Dohle so gemütlich wie möglich zu machen, von Würmer suchen bis Schlaflied singen. In kürzester Zeit, rappelte sie sich auf und wurde im gleichen Atemzug handzahm, was ich eigentlich nicht wollte.
Es stellte sich aber heraus, das es auch seine Vorteile hatte.

Als die Dohle das Gefieder gewechselt hatte, begannen wir mit Flugstunden. Ich setzte mich auf die Wiese, hielt den Arm etwas höher und animierte den Vogel durch auf und ab Bewegungen mit den Flügeln das Gleichgewicht zu halten. Nach wenigen Minuten flog sie ein paar Meter…. eigentlich sah es eher so aus wie ein Nichtschwimmer im Schwimmerbecken, aber der erste Schritt war getan

Übung macht den Meister. Am zweiten Tag flog sie schon mehrere Meter und saß dann am Abend in einem Baum.
Futter wollte sie aber doch noch von mir haben, so kam die Dohle immer wieder zurück.
Am darauf folgenden Tag legte ich das Futter auf die Wiese und sie durfte sich das selbst suchen.
So trennten wir uns langsam voneinander.
Sie saß noch viele Wochen bei uns in in den Bäumen, schloss sich aber dann ihrer Kolonie an.

Und wenn man eine Woche lang das Gekrächze im Garten hat, machen einem die anderen fast nichts mehr aus….

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