Leserfrage
Ich hab mal ne Frage, bzw. suche Jäger, der mir Tipps bezüglich der Möglichkeiten zur Anschaffung von einigen Rebhühnern geben kann. Ich hab Fläche, auf der seit Jahren wilde Fasane frei leben. Ich suche jemanden, der Erfahrung mit ausgewilderten Rebhühnern hat. Woher bekomme ich nicht zu zahme/überzüchtete(?) Rebhühner – also Tiere, die draußen echte Überlebenschancen haben? Wie ist das mit der Verträglichkeit draußen mit Fasan und Rebhuhn?
Wildes Wissen – frag doch mal den Jäger
Rechtliches:
Zunächst kann gesagt werden, dass für das Aussetzen von Wildtieren generell eine vorherige Genehmigung erforderlich ist. Die gesetzlichen Bedingungen hierfür finden sich im Bundesnaturschutzgesetz, in der Bundeswildschutzverordnung sowie in den jeweiligen Landesgesetzen wieder.
Hierbei wird zwischen Wild, das dem Jagdrecht unterliegt, und Wild, das dem Naturschutzrecht unterliegt, unterschieden. Bei letzterem ist zusätzlich noch wichtig, ob es sich um besonders geschützte Arten handelt.
Durch diesen Genehmigungsvorbehalt soll vermieden werden, dass eine Faunenverfälschung eintritt, sowie Tiere in einen für sie ungeeigneten Lebensraum ausgesetzt werden, der in kürzester Zeit wieder zum Zusammenbruch der Population führt.
Auch die Seuchenprävention spielt dabei eine große Rolle, so ist zum Beispiel das Aussetzen von Schwarzwild und Kaninchen grundsätzlich verboten.
Gründe, die für ein Aussetzen von Wildtieren sprechen, wären zum Beispiel eine
- Bestandsauffrischung, wenn eine Wildtierpopulation an der Grenze der zum Erhalt mindestens erforderlichen reproduktionsfähigen Elterntiere kommt
(Anfangsbestand = Anfangsbestand + Nachwuchs – Sterblichkeit = Endbestand = neuer Anfangsbestand)
Aber das setzt voraus, dass ein passender Lebensraum vorhanden ist, und dass die Bestandsdichte nur durch besondere Umstände eingebrochen ist, wie ein harter Winter oder Krankheiten bzw. Seuchenzüge. - Die Wiederansiedlung einer Wildart, die zuvor auch schon einmal heimisch war. Aufgrund dieser Besonderheiten laufen/ liefen Auswilderungsprojekte für Seeadler, Uhu, Luchs und Birkhuhn. Diese erfolgen in geeigneten Habitaten.
- Aufgefundenes krankes Wild nach der Genesung wieder (im gleichen Gebiet) freilassen bzw. Bebrütung von Gelegen, die vor landwirtschaftlichen Maßnahmen eingesammelt wurden.
Hinsichtlich der gestellten Frage hinsichtlich des Aussetzens von Rebhühnern gibt es einige Besonderheiten zu beachten. Zunächst einmal gibt es einen wichtigen Unterschied zwischen den erwähnten Fasanen und dem Rebhuhn. Das Rebhuhns lebt absolut monogam, und ist sehr Standorttreu (Reviertreu), und jedes fortpflanzungsfähige Brutpaar benötigt ein „eigenes kleines Revier, dass die idealen Eigenschaften besitzen muss (Fläche zum Hudern, Deckung für die Nacht oder bei Gefahr, die schnell erreichbar ist (damit sind große freie Flächen schon einmal ausgeschlossen) , und Freiflächen zur Nahrungssuche.
http://wildeswissen.de/2015/07/30/das-rebhuhn/
Fasanen leben polygam, und könnten daher ohne Probleme auch in größerer Stückzahl im gleichen Lebensraum ausgesetzt werden.
Beiden Hühnerarten gemein ist die Notwendigkeit, dass in den ersten 4-6 Wochen der Aufzuchtphase genügend Insekten für die Küken zur Verfügung stehen, da ansonsten der Nachwuchs nicht überlebt.
Freund-Feind Gewöhnung
Ein weiteres Problem ist, dass die in Menschenhand und in Volieren aufgezogenen Fasanen/Rebhühner keinerlei Grundinstinkte zur Feindvermeidung kennen, und dementsprechend gegenüber dem Beutegreifern anfangs kein Fluchtverhalten zeigen, und somit zur leichten Beute werden, was die Beutegreifer auch sehr schnell mitbekommen, und diese Gebiete bevorzugt aufsuchen. Will man also einen tragfähigen Bestand aufbauen, müssen auch die Beutegreifer aus diesem Gebiet ferngehalten werden. Dies wäre durch verstärkte intensive Bejagung, aber auch durch die Einrichtung wirksamer Schutzzäune möglich.
Problem Lebensraum
Normalerweise sollte ein Aussetzen nicht erforderlich sein, denn wäre der Lebensraum für diese Wildtierart geeignet, wäre der Bestand ja nicht eingebrochen. Oftmals ist es der Wegfall der „kleinparzelligen“ Habitate (weil Rebhuhn monogam und reviertreu -> 1 Paar = 1 Revier) oder aber das Fehlen der „Kindernahrung“ Insekten. Diese kann man unterstützen, z. B. durch Rebhuhnfütterungen.
http://fuerjagd.de/projekte/rebhuhnschutzprojekt-nrw/
Wenn die Mortalität bei einer Tierart höher ist als reproduzierte Anzahl an Nachwuchs (aus welchen Gründen auch immer) wird auch das regelmäßige Aussetzen dieser Tiere nichts bringen.
Also entweder genügend brütende Elterntiere (was beim Rebhuhn wegen der Anzahl der Reviere schwer sein dürfte) die höher als die Sterblichkeit ist (Fressfeinde, Klima, Nahrung)
http://wildeswissen.de/…/wildlebensraumberatung…/
Oder man lässt es einfach, ansonsten füttert man nur die Beutegreifer.
Verweis auf Wildes Wissen : http://wildeswissen.de/2015/08/21/darf-man-wild-aussetzen/
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