Die Waldschnepfe (Scolopax rusticola L.) gehört neben den Bekassinen, den Brachvögeln, den Strand- , Wasser- und Schlammläufern und dem seltenen Steinwälzer zur großen Familie der Schnepfenvögel.
Eine ausgewachsene Waldschnepfe ist etwa taubengroß und erreicht eine Flügelspannweite ca. 65 cm. Ihr „hervorstechendes“ Merkmal ist der bis zu 7 cm lange Schnabel, auch Stecher genannt. Er ist an der Spitze beweglich und mit einem feinen Tastsinn ausgestattet. Damit kann der nachtaktive Vogel Nahrung blind ertasten und greifen. Ihre großen dunkel gefärbten Augen erreichen jeweils einen Blickwinkel von bis zu 180°, damit kann also auch nach hinten sehen. Beide Geschlechter sind gleich gefärbt, sie tragen ein bräunlich – erdfarbenes Gefieder mit viel Bänderung, das im Falllaub kaum auffällt. Die Ständer (Beine) sind relativ kurz.
Sie leben am Boden, bevorzugt in feuchten Bruchwäldern, Senken, feuchten Wäldern und Mischwäldern mit viel Lichtungen und Schneisen. Besonders aktiv sind sie in der Dämmerung. Typisch ist ihr Zick-Zackflug nach einem Aufscheuchen. Ihre Nahrung besteht aus Würmern, Schnecken, Insekten und deren Larven, Beeren und Keimlingen.
Die Waldschnepfe ist ein überaus scheuer Kulturflüchter. Sie überwintern in West- und Südeuropa sowie in Nordafrika. Der Frühjahrszug findet im Februar bis April statt, der Herbstzug im Oktober/November.
Während des Frühjahrszuges beginnt bereits die Balz. Waldschnepfen sind promisk, es finden sich die Partner nur zur Paarung zusammen. Die Brutgebiete liegen in Mittel- und Nordeuropa. Nach der Paarung legt das Weibchen 3-4 braungefleckte Eier in ein einfaches Muldennest am Boden. Brut und auch spätere Aufzucht ist alleinige Sache des Weibchens. Die kleinen Schnepfen schlüpfen nach 22 Tagen, sie sind Nestflüchter.
Der Bestand des scheuen Vogels ist schwer zu schätzen. Eine Methode ist das „Verhören“ während der Balzflüge. Das sogenannte „Puitzen“ von Hahn und Henne ist deutlich zu hören. Das „Quorren“ und „Murken“ des Hahnes trägt nicht weit. Auch der Fund von Mauserfedern oder dem Gestüber (Losung) ist ein indirekter Nachweis. Eine Besonderheit ist die sogenannte Malerfeder, eine charakteristisch gemusterte, ca. 3 cm lange Feder, die vor der ersten Schwungfeder sitzt.
Die Waldschnepfe ist der einzige der in Deutschland geschützten Schnepfenvögel, der auch dem Jagdrecht unterliegt. Während der Brut- und Aufzuchtzeit, also auch zur Zeit des Schnepfenstriches, ist die Waldschnepfe geschont, in vielen Ländern außerhalb Deutschlands leider nicht.
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