Gemeinsam mit meiner Frau bejage ich ein gepachtetes Genossenschaftsrevier im Osten Nordrhein-Westfalens. Unsere Jagd liegt direkt vor der Türe, was einen täglichen Aufenthalt im Revier – und wenn es nur die morgendliche Hunderunde ist – ermöglicht.
Das Revier ist rund 450 ha groß und bietet aufgrund seiner Topographie viele Möglichkeiten. Der größte Anteil besteht aus Feldern und Wiesen, die restlichen Flächen sind kleinere Waldinseln und verwachsene Naturschutzflächen mit Schwarzdorn, Holunder und Brombeeren. Neben vielerlei Hecken und Büschen, die ein Segen für das Niederwild sind, bringt die landwirtschaftliche Kleinparzelligkeit viel Abwechslung und ein wunderbares Biotop für alle Tiere. Die meisten Felder sind nicht größer als zwei, drei Hektar und zwischen diesen liegen meist noch Grünstreifen.
In so einem Revier ist immer was zu tun – Hochsitze reparieren, Salzlecken ausbringen, Wildäcker bestellen und vieles mehr. Die Wiesenflächen sorgen besonders im Mai und Juni für Arbeit. Vor der Mahd müssen diese Stücke abgesucht und verblendet werden, damit keine Kitze, Junghasen und anderen Tiere ausgemäht werden.
Neben einem guten Niederwildbestand, bietet das Revier auch Hochwild. Damwild ist im benachbarten Wald stark vertreten und so profitiert auch unser Revier davon. In der Vegetationsphase stehen dann ein, zwei Rudel fest im Revier und zusätzlich noch ein paar einzelne Hirsche. Das Schwarzwild hält einen im Feld ganz gut auf Trab. In diesem Jahr sind einige Hektar Speisekartoffeln, Zuckerrüben und Weizen angebaut – Feldfrüchte, die Wildschweine natürlich alle auf der Speisekarte haben. Es bedarf einer guten Portion Sitzfleisch und Geduld, den Wildschaden möglichst gering zu halten und das Schwarzwild davon zu überzeugen, im Wald zu bleiben. Neben der Verstänkerung gefährdeter Flächen, zählen natürlich der Ansitz und die Pirsch auf Wildschweine zu den effektivsten Methoden. Die letzten beiden Alternativen haben die angenehme Nebenwirkung, dass man leckeres Fleisch auf den Tisch bekommt.
Die Unterhaltung einer Jagd ist mit viel Kosten und Arbeit verbunden, die ein Außenstehender oft nicht sieht. Würde er sie sehen, könnte er es aber wahrscheinlich nicht verstehen. Jagd ist kein Hobby und keine elitäre Freizeitbeschäftigung, Jagd ist eine Lebenseinstellung und die unbedingte Verbundenheit mit der Natur. Es ist sicher eine Menge Idealismus nötig, um das alles auf sich zu nehmen. Wenn man aber gemeinsam auf den Ansitz geht, die Ruhe genießt und das wilde Leben beobachtet, sind alle Mühen vergessen. Übrigens ist es auch eine wunderbare Art, die eigene Küche mit gutem Gewissen und gesunden Produkten auszustatten.