Unsere größten Wildarten gehören zum Schalenwild. Alle, bis auf den Allesfresser Wildschwein, sind Wiederkäuer. Dazu gehören das Wildrind Wisent, unser einziges Wildschaf Muffel, die Ziegenartigen Gams und Steinbock sowie alle Hirscharten.

Jedes Lebewesen benötigt zu seiner Ernährung Eiweiß (Protein). Unsere Wiederkäuer ernähren sich aber in der Regel von Blättern und Gräsern mit niedrigen Proteingehalten und viel Kohlehydraten. Daher hat die Natur ihnen quasi eine Fabrik zur körpereigenen Eiweißfabrikation mitgeliefert, die sich in Vormägen befindet.

Bei Nichtwiederkäuern landet der Nahrungsbrei direkt im Magen, dort werden die Eiweiße zu Aminosäuren aufgeschlossen und die Nährstoffe dann im Dünndarm aufgenommen.

Wiederkäuer müssen die pflanzliche Kost erst umbauen. Der Nahrungsbrei rutscht nach dem Zerkauen durch den Schleudermagen zunächst in den Pansen. Dort wird er mit Mikroorganismen (Bakterien, Protozoen, Hefen) durchmischt und die Kohlehydrate zu Stoffen abgebaut, die durch die Darmzotten aufgenommen werden können. Durch den Fermentationsprozess können Wiederkäuer auch Nahrungsbestandteile wie Zellulose aufschließen. Die Mikroorganismen produzieren mithilfe von Harnstoff aus Speichel oder Futter zunächst Aminosäuren, die wiederum Bausteine komplexerer Eiweiße sind.

Wiederkäuer benötigen wenig oder kein Nahrungseiweiß, das sie es aus Cellulose, Kohlehydraten und anderen Rohstoffen körpereigen herstellen können.

Dabei entstehen (vor allem Kohlendioxid und Methan) die durch Rülpsen freigesetzt werden. Der Netzmagen sortiert nun den Nahrungsbrei. Feinzerkleinertes Material wandert weiter in der Blättermagen. Dabei wird nicht nur der aufgeschlossene Nahrungsbrei geschluckt, sondern auch die produzierenden Mikroorganismen. Gröbere Bestandteile werden portionsweise in die Mundhöhle zurückbefördert und durch Zerkauen (Wiederkäuen) noch feiner zerkleinert, bevor sie erneut abgeschluckt werden.
Im Blättermagen wird dem Nahrungsbrei Wasser entzogen. Zum Schluss landet Nahrungsbrei im Labmagen. Dieser entspricht ungefähr dem Magen des Menschen. Dort erfolgt die Verdauung von Eiweißen und Fetten durch körpereigen Enzyme. Die Nährstoffe werden anschließend im Dünndarm aufgenommen.

Innerhalb der Gruppe der Wiederkäuer gibt es große Unterschiede im Umfang der Vormagenverdauung. Vor allem Grasfresser (Wisent) haben große Vormägen, in denen das Futter lange Zeit verweilt und eine große Zahl Cellulose abbauender Mikroorganismen vorhanden ist. Tiere, die Blätter, Früchte, Blüten usw. fressen (z.B. Rehe), die nährstoffreicher und dafür celluloseärmer sind, haben relativ kleine Vormägen, eine geringere Zahl an Bakterien, und eine kürzere Verweilzeit. Daneben gibt es noch Mischformen zwischen diesen beiden Extremen.

Im Wiederkäuermagen bilden sich häufig Bezoarsteine. Diese „Magensteine“ entstehen durch zusammengeballte und verklebte Haare und Pflanzenfasern.

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